Schüler suchen nach Jobs mit Zukunft
Berufsmesse am Lohbrügger Gymnasium
Von Christine Stanke
Bergedorf. Azubis bei Tchibo trinken sicherlich ab und zu eine Tasse Kaffee. Allerdings sitzen sie währenddessen in den Büros der Tchibo-Verwaltung und lernen, das international tätige Unternehmen am Laufen zu halten. Möglichkeiten jenseits des Klischees bietet auch eine Ausbildung bei der Bundeswehr: Denn Offiziersanwärter kriechen hier nicht etwa nur in Tarnkleidung durch den Dreck. Sie sitzen außerdem noch im Hörsaal und studieren Pädagogik, Geschichte oder Wirtschaftswissenschaften. Wie überraschend eine Laufbahn beim Militär oder in zahlreichen norddeutschen Unternehmen und Hochschulen aussehen kann, erfuhren die Schüler des Lohbrügger Gymnasiums bei der ersten Berufsmesse an ihrer Schule. 28 Firmen, Organisationen und Hochschulen informierten an Ständen in der Pausenhalle über ihr Angebot.
„Wir wollten uns von dem Vorurteil befreien, die Schule kümmere sich nicht um Ausbildung und Berufsleben", erklärt Messekoordinatorin Martina Hoffmann. Die Lehrerin für Englisch und Deutsch will die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Hochschulen ausbauen. Sie freut sich über die positive Resonanz der Schüler: „Diejenigen, die engagiert ihr Leben planen; fangen früh damit an. Da stehen auch schon Achtklässler und studieren die Infobroschüren der Unternehmen." Am Airbus-Stand ist Zehntklässler Nils Zimmer (16) ins Gespräch mit einem Berater vertieft. „Ich interessiere mich für Technik, besonders aber für Luftfahrt", sagt der begeisterte Segelflieger. Er informiert sich auch über das sogenanntes duale Studium. „Da ist man parallel zur Uni auch in einem Betrieb, verdient also schon eigenes Geld", erklärt der Schüler.
Beim Verband deutscher Reeder plant Jurian Idler (16) seine Zukunft. „Auf Technik habe ich zwar nicht so viel Lust, aber Schifffahrtskaufmann, das finde ich gut", sagt er und freut sich auf ein Praktikum in einer Reederei. Zoe Rott (15) ist sich bei ihrer Planung noch gar nicht sicher. „Klar würde ich gern Schauspielerin werden", gesteht sie und informiert sich über die Schule für Schauspiel Hamburg. Allerdings: Die finanziell unsichere Zukunft als Künstlerin macht Zoe Angst. Deshalb denkt sie über eine Zusatz-Ausbildung im Bereich Innenausstattung nach und wünscht sich noch mehr Infostände im Bereich Kunst und Design. Ihre Kreativität kann Zoe aber auch als „Springerling", also als Azubi des Axel-Springer-Verlages im Bereich Werbung und Mediengestaltung, beim NDR oder in der Media School einbringen.
Wer Lust auf außergewöhnliche Studiengänge hat, wühlt sich durch das Angebot der neun anwesenden Hochschulen und Akademien und landet dann oftmals beim Altbewähr ten. „Ich möchte an der Nordakademie Betriebswirtschaftslehre studieren", sagt Felicitas Schwedler (16), die kurz vor ihrem Schulabschluss steht. Sollte es mit dem Studium an der privaten Hochschule nicht klappen, hat sie einen Plan B: „Dann gehe ich zur Kripo oder Schutzpolizei." Wie auch immer ihre Zukunft verläuft, vielleicht steht Felicitas bald selbst hinterm Infotresen und begeistert Schüler fürs Berufsleben - ob nun als Akademie-Absolventin oder in Polizeiuniform. Bergedorfer Zeitung vom 15. Juli 2008
„C U 2!": Die geheime SMS-Sprache
Englische und deutsche Schüler erstellen ein virtuelles Wörterbuch
Lohbrügge (kp). Für Menschen jenseits der 30 ist die Kommunikation unter Jugendlichen oft ein Buch mit sieben Siegeln: Was bedeuten diese Abkürzungen in E-Mails und SMS? Was die dazugehörigen Wörter? „Jugendsprache - was sie sagen und was sie meinen", lautet der Titel eines internationalen „Comenius"-Projekts am Gymnasium Lohbrügge. Zwei Jahre lang werden Schüler des Gymnasiums Lohbrügge und der Millfield School in Somerset (England) gemeinsam ein virtuelles Wörterbuch erarbeiten.
13 englische Schüler im Alter zwischen 14 und 18 waren bis gestern bei 13 deutschen Schülern zu Besuch, ergründeten zehn Tage lang gemeinsam die E-Mail- und SMS-Sprache der beiden Länder. Einige der ersten Ergebnisse: Die englischen Jugendlichen kürzen zum Beispiel „tomorrow" einfach mit „2" ab oder „mate" für Kumpel mit „m8", die Deutschen schreiben „Lg" für „Liebe Grüße". Verbreitet ist auch „c u" (gesprochen wie das englische „see you") für „bis bald". „Es ist zwar manchmal anstrengend, aber trotzdem gefällt mir das Projekt. Nächstes Jahr würde ich gern wieder mitmachen", sagt der 14-jährige Yannik.
Das Gymnasium Lohbrügge ist die einzige Hamburger Schule, die dieses Jahrein bilaterales Comenius-Projekt umsetzen kann. Comenius ist der schulbezogene Teil eines EU-Programms für lebenslanges Lernen. Das Projekt in Lohbrügge wird von der EU mit 17 000 Euro gefördert. Schulleiter Michael Koops ist dankbar für die Chance: „Mit diesem Projekt können wir den Schülern Erfahrungen ermöglichen, die sie sonst vielleicht aus finanziellen Gründen nicht gemacht hätten. Zum Beispiel waren wir mit den englischen Austauschschülern in Berlin."
Auch die deutschen Schüler waren bereits in Somerset, besuchten dort vor drei Wochen das Internat. „Es war eine coole Erfahrung, mal eine Schule in einem anderen Land zu besuchen", resümiert der 14-jährige Alex. Auch die jungen Engländer sind begeistert: Ihm hätten die zehn Tage in Deutschland sehr geholfen, sein Deutsch zu verbessern, freut sich ein Schüler. „Und ich verstehe jetzt auch die deutschen Abkürzungen in E-Mails."
Den Leitern des Projekts, Martina Hoffmann und Mike Coase (Deutschlehrer in England), ist es wichtig, die Ent wicklung der Jugendsprache zu verfolgen: „Wir wollen den Schülern bewusst machen, wie sie die Sprache beispielsweise mit Abkürzungen verändern, die im Internet genutzt werden, und sie für die Sprachen sensibilisieren."
Auch nach dem Projekt wollen die Schulen über „eTwinning" (elektronische Schulpartnerschaft) verbunden bleiben, um sich weiter austauschen zu können. Ein „Online-Klassenraum" wird dabei helfen. Das Projekt wird am Ende einer EU-Kommision präsentiert und dann auch via Internet der Öffentlichkeit zugänglich sein. den Hamburger Schulbesuch ein Ausflug in den Reichstag sowie in das jüdische Museum folgt.
Bergedorfer Zeitung vom 3. November 2008